Insektenhotel selber bauen: So geht's richtig

Von Corinna Heyer

Bild: Pixabay
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So kann das Hotel fertig aussehen: fünf Sterne!
So kann das Hotel fertig aussehen: fünf Sterne!

Starten wir zunächst mit der politisch korrekten Benamsung.

 

„Insektenhotel ist für mich ein rotes Tuch“, so der Wildbienen-Papst Dr. Paul Westrich auf seinem Vortrag in Mannheim. „Oder tapezieren Sie in Ihrem Hotel die Wände und ziehen neue Türen ein? Mir ist der Begriff Wildbienenhaus lieber, denn so wird gleich deutlich, dass hier das Ei zur Larve bis zum fertigen Vollinsekt (Imago) heranwächst und es keine Schlafstätte der Wildbienen ist.“

Die Autorin hat sich dennoch für den obigen Titel entschieden. Erstens ist er so schön kurz und zweitens ein schöner Aufhänger, um ein paar Dinge zurechtzurücken.

Ein paar Fakten rund um Wildbienen

 

  • Es gibt rund 560 Wildbienen-Arten in Deutschland, die keine Nutzbienen zur Honiggewinnung sind wie unsere Honigbiene, also „wild“ leben. Sie haben eine weit unterschätzte Bedeutung als Bestäuber und sind durch die Bundesartenschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellt.
  • Mit röhrenförmigen Wildbienennisthilfen aus Schilf, Bambusrohr oder gebohrten Hartholzgängen kann man 30 bis 40 der Wildbienenarten fördern.
  • Der Großteil der nestbauenden Wildbienen nistet im Boden (alte Mäusenester, lockerer Sand, Blumentöpfe), in Schneckenhäusern oder gräbt den Nistgang in Steilwänden selbst. Alte Mäusenester werden zum Beispiel von staatenbildenden Hummeln wie der Gartenhummel bewohnt.
Bild: Pixabay
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Wildbienen unserer Nistanlage leben dagegen immer einzeln und nur das Weibchen versorgt ihre eigene Brut. Je nach Größe der Wildbiene werden mehrere Nestkammern in einem länglichen Hohlraum angelegt. Pro Kammer wird ein Ei gelegt, dazu kommen dann Pollen und Nektar. Dazwischen wird eine Wand aus Lehm oder Baumharz eingezogen (siehe oben, die erwähnte „Tür“) und es folgt die nächste Kammer. Die Anlagen der Nester sind sehr vielgestaltig, je nach Art, und einige Wildbienen sind zur Aufzucht ihrer Larven auf ganz spezielle Pollen angewiesen: Beispielsweise ist die einzige Pollenquelle der Glänzenden Natternkopf-Mauerbiene der Natternkopf.

 

Unsere gezüchtete Honigbiene dagegen lebt in einem Staat und hier herrscht Arbeitsteilung. Es gibt eine Königin, Arbeiterinnen und männliche Drohnen. Da es hier mehrere hundert bis tausend Larven und Futtervorräte zu beschützen gibt, wird der Staat verteidigt, das heißt Honigbienen können bei vermuteter Bedrohung auch schon mal zustechen.

 

  • Wildbienen dagegen sind harmlos und friedlich, da sie keinen Insektenstaat zu verteidigen haben.

Wo und wie sollte die Wildbienennistwand aufgestellt werden?

  • Sonnenexponiert (SO bis SW)
  • Mit einem Dach, das vor Regen schützt, aber nicht zu lang ist, so dass die oberen Etagen nicht zu stark beschattet werden
  • In der Nähe muss es ausreichend Wildblumen geben, die den Wildbienen Nahrung spenden und auch für die Larvenaufzucht benötigt werden (Pollen!).

Ohne die passende Nahrung drumherum verfehlt das Wildbienenhaus seinen Zweck!

Der Wildbienen-Experte Paul Westrich weist in seinen Büchern und Vorträgen immer wieder darauf hin, dass es zu viele ungeeignete und überteuerte "Insektenhotels" gibt. Er rät dazu, selber zu Stichsäge, Bohrer und Schleifpapier zu greifen.

Foto: Sabine Schöchlin, TC SG
Corinna Heyer legt eine zarte Hand an. Foto: Sabine Schöchlin, TC SG

Es lässt sich so einfach helfen: Beispielsweise ein Hartholzblock auf dem Balkon oder ein paar Dosen mit Bambusrohr gefüllt. Damit es dann aber auch wirklich summt und brummt, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Gut geeignete Nisthilfen sind Bambusstäbe, Schilfrohr (splittert leicht, hier muss sehr sorgfältig gearbeitet werden) oder spezielle Pappröhrchen, die man kaufen kann.

Bambusstäbe

 

Bambusstäbe werden mit einer Säge so auf 15 cm lange Röhren zugeschnitten, dass hinten ein Knoten den Abschluss bildet. Röhren ohne Abschlussknoten werden an einem Ende mit Watte verschlossen. Wichtig ist, dass das Einflugloch glatt geschliffen und etwaiges Mark mit einem dünnen Bohrer oder Draht herausgekratzt wird. Dann werden die etwa gleichlangen Bambusröhrchen mit Kabelbinder zu festen Bündeln geschnürt. Da sie verschiedene Durchmesser haben, werden sich auch verschiedene Arten ansiedeln.

 

Bild oben: Dickes Bambusrohr wird am besten mit der Stichsäge zugeschnitten, die dünneren Stäbe mit einer feinen Metallsäge.

Schilfhalme

 

Für Schilfhalme werden Schilfmatten aus dem Baumarkt bezogen und in Wasser eingeweicht. So lassen sich die Matten am besten mit einer scharfen (!) Gartenschere in jeweils 15 cm lange Abschnitte schneiden. Wenn das Schilf splittert, wird dieser Eingang von Wildbienen verschmäht. Zum Schluss werden die getrockneten Schilfmatten aufgerollt und ebenfalls fest zusammengebunden.

Hartholzblöcke

 

Außerdem können die benötigten Hohlräume geschaffen werden, indem wir mit dem Bohrer in Holzblöcken Niströhren künstlich schaffen. Geeignet ist nur abgelagertes, entrindetes Hartholz (z.B. Esche, Buche, Hainbuche, Eiche), das keinesfalls mit Holzschutzmitteln behandelt sein darf. Nadelholz darf nicht verwendet werden. Es ist zu weich, so dass sich die Fasern nach dem Bohren und bei Feuchtigkeit wieder aufrichten. Außerdem können die Gänge verharzen. Die Folge wären verletzte Flügel.

Tipps zum Bohren

  • Nicht in das Stirnholz (Hirnholz) bohren, sondern quer zur Holzmaserung, also von der Seite, auf der vorher die Rinde war. So vermeiden wir gefährliche Rissbildung.
  • Baumscheiben, die man häufig sieht, sind daher nicht geeignet.
  • Durchmesser: 2 bis 9 Millimeter, am häufigsten 3 bis 6 Millimeter
  • Nicht zu dicht bohren. Abstände zwischen den Löchern sollten mindestens 2–3-fachen Lochdurchmesser betragen.
  • Je sauberer, desto besser werden die Gänge angenommen. Zum Schluss die Blöcke kräftig ausklopfen, Gänge ggf. einzeln reinigen.
  • Die Holzoberfläche wird nach dem Bohren mit feinem Sandpapier geglättet, damit die Nesteingänge nicht durch eventuell querstehende Fasern versperrt werden.

 

 

 

 

Gut zu Merken:

 

Immer so in das Holz bohren, wie es auch natürlicherweise an einem Baum geschieht.

 

 

Überwinternde Insekten verletzten sich im Frühjahr sehr oft die empfindlichen Flügel, wenn die Bohrung falsch ins Stirnholz vorgenommen wurde und die spitzen Fasern im Gang die Flügel aufschlitzen. Sie krabbeln dann zwar noch aus dem Loch, aber können nicht mehr fliegen.

Das war jetzt nur ein kleiner Einblick, es gäbe noch viel mehr zu sagen über Majas wilde Schwestern.



Weitere Informationen finden Sie hier:


Paul Westrichs sehr lohnende Webseite: https://www.wildbienen.info/

 

Wildbienenschutz in Dorf und Stadt (ca. 3,5 MB): http://fachdokumente.lubw.badenwuerttemberg.de/servlet/is/120943/wildbienenschutz_dorf_stadt.pdf?command=downloadContent&filename=wildbienenschutz_dorf_stadt.pdf&FIS=200

Die Wildbienenseite von David Werner: https://www.naturgartenfreude.de/

Das im Februar 2023 frisch renovierte Insektenhotel am Philosophenweg in Heidelberg.

 

 

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 15.06.2023 (MP)

Mauersegler gefunden

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