Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020

Abschuss, Wilderei, schwindende Nahrungsquellen und Klimawandel

Von Horst Wenzel

Turteltaube im Baum
Foto: NABU/Michael Wimbauer

Die Turteltaube ist in Nachfolge der Feldlerche (2019) „Vogel des Jahres 2020“. Der NABU und sein bayerischer Partner LBV weisen mit der Wahl des Vogels, der als gefiedertes Symbol für Glück und Liebe gilt, auf die starke, weiter wachsende Gefährdung der Art hin.

 

Die Turteltaube ist der erste „Vogel des Jahres“, der auf der weltweiten Roten Liste steht.

Die Turteltaube: So sieht sie aus

Die Oberseite, die Schultern und Teile der Flügel der Turteltaube erscheinen rost-braun, Kehle und Oberbrust in blassem weinrot. Der Rücken ist blaugrau und wird zum Bürzel hin bräunlicher. Erwachsene Tiere bilden an den Halsseiten mehrere schmale, schwarze Querbinden auf weißem Grund aus. Der Schwanz umfasst zwölf blauschwarze Federn. Diese haben weiße Spitzen, die beiden äußeren zudem weiße Außenfahnen. Bauch und Unterschwanzdecken der Vögel sind hell.

 

Jungvögel unterscheiden sich von adulten durch stärkere Brauntönung an Kopf, Rücken und Flügeln. Weibliche Vögel sind etwas matter gefärbt als männliche und zudem etwas kleiner.

 

Der Gesang der Turteltaube klingt in etwa wie „turr turr“.

Verbreitungsgebiet, Habitate und Bestandsschwund

Foto: NABU/Manfrd Delpho
Foto: NABU/Manfrd Delpho

Das Verbreitungsgebiet der vier bekannten Unterarten reicht von Nordafrika, Spanien und Großbritannien über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Nordwestchina und der Mongolei. Einen Schwerpunkt bildet der Mittelmeerraum.

 

Turteltauben bevorzugen warme Tiefebenen und besiedeln dort vor allem lichte Laub-, Nadel- und Mischwälder sowie Feldgehölze, Ödländer, Viehweiden, Auwälder, Weidenbrüche, Obstplantagen,Weinberge und zunehmend auch städtische Park- und Grünanlagen. Hierzulande hat sich der Bestand seit 1980 um 90 Prozent auf heute etwa 12.500 bis 22.000 Brutpaare verringert. Allein in den vergangenen 12 Jahren nahm die Population um 40 Prozent ab.

 

In Europa ging der Bestand laut einer Studie aus dem Jahr 2007 binnen 25 Jahren um 62 Prozent zurück. Insgesamt leben auf dem Kontinent aktuell noch maximal 5,9 Millionen Brutpaare.

 

Eine Ursache für den Rückgang der Population ist die fortschreitende Einengung des Lebensraumes der Tiere aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft. Zum einen wachsen die Anbauflächen zu Lasten von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern. Damit verschwinden auch Nistplätze sowie Trinkstellen. Zu den aktuellen Rückzugsgebieten in Deutschland zählen verlassene Truppenübungsplätze sowie Weinbaugebiete.

Schwindende Nahrungsbasis

Zum anderen engt die Ausweitung der Agrarflächen die Futterquellen der Vögel immer mehr ein. Turteltauben ernähren sich fast durchweg vegetarisch. Traditionell standen dabei bevorzugt Samen von Wildkräutern und Bäumen sowie von Klee, Vogelwicke, Leimkraut und insbesondere Erdraucharten obenan.

 

Früher in ausreichender Menge an vielen Ortsrändern oder kleinen Wasserläufen vorhanden, wurden diese Pflanzen infolge der Ausbringung von Herbiziden auf Agrarflächen zunehmend dezimiert. Infolgedessen begannen die Vögel, sich auch von Samen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen zu ernähren. Diese werden allerdings zum einen mit Herbiziden behandelt und sind zum anderen nur bis zur Erntezeit verfügbar. Sie fehlen somit gerade dann, wenn der Nachwuchs der Turteltaube aufgezogen werden soll.

Kleinste Taube und einziger Langstreckenzieher

Foto: NABU/Ralf Thierfelder
Das zärtliche Balzverhalten, das wie Sich-Küssen aussieht, gab der Turteltaube ihren Namen. Foto: NABU/Ralf Thierfelder

Mit einer Körperhöhe von 25 bis 28 Zentimetern und einem Gewicht von 160 Gramm ist die Turteltaube die kleinste in Zentraleuropa lebende Taubenart. Sie ist zudem die einzige, die lange Flugstrecken zurücklegt. Die Tiere leben hauptsächlich von Mai bis September in Europa. Anfang Mai ist dann das typische Gurren zu hören. Von September bis Oktober bilden sie Schwarmgesellschaften und fliegen zur Überwinterung in Gebiete südlich der Sahara.

 

Während der Zugzeit ist der Bestand der Tiere einer weiteren starken Gefährdung ausgesetzt: Turteltauben werden alljährlich legal und illegal bejagt, vor allem im Mittelmeerraum. Wissenschaftlern zufolge können die jährlich mehr als 1,4 Millionen in der EU geschossenen Turteltauben von der Art nicht mehr verkraftet werden. „In manchen Ländern gilt das Schießen der stark gefährdeten Tiere als vergnüglicher Sport“, so NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling.

Was wird zum Schutz getan?

Gegen Spanien und Frankreich wurden im Juli 2019 bereits Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission wegen des schlechten Erhaltungszustands der Art eingeleitet. Gegen vier weitere EU-Länder liegen offizielle Beschwerden vor. Dies wurde notwendig, obwohl anlässlich eines Treffens aller Mitgliedsstaaten im Mai 2018 ein Aktionsplan zum Schutz der europäischen Turteltaube verabschiedet wurde.


Unterschreiben Sie die Petition und helfen Sie der Turteltaube

 

Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordert der NABU die Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition (www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich sowohl für verbesserte Landwirtschaftspolitik als auch für ein EU-weit dauerhaftes Aussetzen der Abschussgenehmigungen einzusetzen.


► Weitere Informationen unter www.Vogel-des-Jahres.de oder www.LBV.de. Video- und Audiomaterial zur Turteltaube: https://seafile.nabu.de/d/c6e778d0b7/.

 

Die Farbbroschüre „Vogel des Jahres 2020 – Die Turteltaube“ (DIN A5, 50 Seiten) gibt es unter www.NABU-shop.de.

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 27.12.2019 (MP)

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