Wenn die Könige des Fliegens einmal stranden

Die Mauerseglerklinik in Frankfurt

Zwei Mauersegler im Karton
Zwei schon fast flugfähige Mauersegler. Foto: Maike Petersen

Von Maike Petersen

Fotos: Eva Brendel und Maike Petersen

Die Geschichte der Mauerseglerklinik liest sich wie ein Erfolgsroman über Liebe, Fürsorge, Hingabe und viel Improvisationstalent. Die Hauptdarstellerin: Dr. Christiane Haupt, Tierärztin und Initiatorin. In einer weiteren Hauptrolle: Erich Kaiser, Ornithologe und selber „Mauerseglerwirt“. Beide gründeten die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. – und beide sind den schwarzen Seglern gewissermaßen verfallen.

„Mauersegler in Menschenhand“

Manche Menschen haben im Beruf ihr Lebensthema gefunden wie die Tierärztin Dr. med. vet. Christiane Haupt. Als zunächst freischaffende Grafikerin wechselte sie zur Tiermedizin, um ihr Leben der professionellen Versorgung verletzter Wildvögel zu widmen.

 

Schon während ihres Tiermedizinstudiums versorgte Christiane Haupt Wildvögel und pendelte mit etlichen Behältnissen voller gefiederter Pflegekinder zwischen Frankfurt und ihrem Studienort Gießen hin und her.


24/7: Zwischen den Vorlesungen mussten die Tiere versorgt werden, beim Staatsexamen hatte sie 32 Mauerseglern dabei. Mehr und mehr Pflegevögel wurden in ihrer privaten Souterrain-Wohnung auf eigene Kosten und mit viel persönlichem Einsatz versorgt. Mit dem Abschluss ihres Studiums 1998 suchte Dr. Haupt mehrfach nach geeigneten Immobilien mit verschieden großen Räumen wie zur Behandlung, zur Lagerung und zum Flugtraining der Segler.

Gründung der Mauerseglerklinik

Die finanzielle und räumliche Situation änderte sich erst im Jahr 2000 mit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler e.V., die über Mitgliedsbeiträge die Mauerseglerklinik unterstützt. Aber nach wie vor ist deren Finanzierung unsicher: Die Klinik übersteht, weil so viele Helfer:innen ehrenamtlich arbeiten und die tierärztliche Versorgung von der 1. Vorsitzenden Dr. Haupt geleistet wird.

  • Neben Mauerseglern nimmt die Klinik auch Alpen- und Fahlsegler auf.
  • Das Einzugsgebiet ist schon längst überregional.
  • Seit einigen Jahren nimmt auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen europäischen Vogelschutz- und Tierschutzorganisationen zu.

Ein Auszug aus dem Weihnachtsbrief der Mauerseglerklinik 2023 (mit Genehmigung)

"2023 – ein Jahr der Superlative: Noch nie haben wir in einer Saison weit über 800 Mauersegler aufgenommen, noch nie wochenlang täglich über 5 kg Insekten verfüttert, noch nie überlebten wir einen zehntägigen Peak von 350 Seglern in der Klinik, die annähernd rund um die Uhr versorgt wurden. Und leider sprengt auch die Zahl der Mauersegler mit Gefiederschäden alle Rekorde.

Viele, sehr viele dieser Segler sind noch bei uns und hoffen auf ihre Gefiedersanierung und die Freiheit. Aktuell versorgen wir noch 105 Mauersegler und 6 Alpensegler, und es warten noch ca. 80 Segler in den Pflegestellen. Möglichst vielen dieser Segler eine Chance auf ein freies selbstbestimmtes Leben am Himmel zu geben, ist uns ein Herzensanliegen.

[…] Wir sehen an unseren Patientenzahlen, dass die Probleme für Langstreckenzieher wie Mauersegler immer größer werden. Das betrifft Klima und Wetter, das Insektenvorkommen, die Nistplätze sowie Prädatoren. Das betrifft die Anzahl der Segler, die bei uns abgegeben werden und die Anfragen, die uns erreichen.

Und leider betrifft es auch unsere finanziellen Ressourcen. […] Nur mit Ihrer Hilfe können so viele Mauersegler gefüttert, untergebracht und medizinisch versorgt werden. Bitte helfen Sie uns zu helfen!

Spenden
Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V.: IBAN: DE30500502010200163175

Mauerseglerklinik Frankfurt Griesheim
Buchenstraße 9
65933 Frankfurt

Tel. 069-35 35 15 04
E-Mail: info(at)mauersegler.com

 

www.mauersegler.com/

Wann und wodurch sind Mauersegler gefährdet

  • Bei der Suche nach Nistplätzen: Durch kleine Öffnungen unter den Dachschindeln oder gekippte Fenster schlüpfen Mauersegler auf der Suche nach Brutplätzen ein, finden aber dann nicht wieder hinaus. Findet man sie rechtzeitig genug, sind sie in der Regel unverletzt.
  • Flugunfähigkeit: Besonders junge Mauersegler, die zwar schon befiedert aber noch nicht flugfähig sind, brauchen Hilfe. Denn Mauersegler füttern ihre Jungen niemals außerhalb der Nisthöhle. Manchmal wagen sie aus Hunger beim Ausbleiben der Elternvögel einen verfrühten Absprung. Man muss mit ihnen ab Mitte Juni rechnen, mit flüggen Jungseglern frühestens ab Anfang Juli.
  • Durch Schwäche und Erschöpfung: Mauersegler können nach mehreren Tagen Schlechtwetter und Nahrungsknappheit in ganzen Trauben an Mauern hängend oder auf dem Boden liegend gefunden werden. Auch Hitze wird vor allem von Jungvögeln nicht gut vertragen.
  • Aufgrund eines Unfalls oder Bruchlandung: Unfälle bleiben bei den rasanten Flugjägern nicht aus und sind besonders häufig zur Zeit der Nistplatzsuche oder bei schlechtem Wetter. Auch hier sind Jungvögel besonders gefährdet.
  • Dachabdeckung und Gerüstbau: Sommerliche Dacharbeiten zur Brutzeit fordern jedes Jahr viele Opfer. Manchmal wird eine ganze Brut vernichtet oder der Kolonie durch hermetische Abdichtung der Spalten ein nachfolgendes Weiternisten unmöglich gemacht. Auch Gerüstbau behindert die rückkehrenden Altvögel stark oder versperrt den Weg zu den Jungen. Gerüstteile, die den Einflug hindern, müssen daher umgehend entfernt werden (Bundesnaturschutzgesetz!)
  • Durch einen Kampf: Kämpfe um einen begehrten Nistplätze enden nicht selten damit, dass die "Streithähne" dabei ineinander verkrallt zu Boden gehen und dort sogar noch weiterkämpfen.

Die wichtigsten Erste-Hilfe-Regeln und Tipps

Ohne Grund wird kein Mauersegler am Boden gefunden!

In manchen Vogelbüchern steht die Aufforderung, einen am Boden gefundenen Vogel einfach wieder in die Luft zu werfen.

Das ist falsch!

  • Den Vogel niemals einfach ohne Prüfung hochwerfen!
  • Eine gründliche Untersuchung des Findlings ist immer notwendig. Am besten durch einen auf Vögel spezialisierten Tierarzt, um genau festzustellen, warum der Mauersegler niedergegangen ist und um sinnvoll helfen zu können. Oft liegen die Segler schon stunden- und tagelang am Boden, bis sie gefunden werden.
  • Ein Zurücksetzen von Nestlingen ins Nest ist nicht hilfreich. Meistens landen sie kurz darauf wieder am Boden. Haben sie bereits mehrere Tage gehungert, sind sie ohne menschliche Hilfe meist nicht mehr zu retten.
  • Achten Sie auf kreisende Altvögel an Dachgiebeln oder in der Nähe von Gerüsten, es kann sein, dass der Weg zu den Nestlingen versperrt ist.
  • Bringen Sie reichlich Nistkästen an.

 

 

Letzte Aktualisierung: 29.03.2024 (MP)

Mauersegler gefunden

NABU-Büro Heidelberg

Montag 16:00 - 18.00 Uhr
Dienstag 9.00 - 11.00 Uhr und
Freitag 9.00 - 11.00 Uhr

 

Tel.:  06221/ 73 606 71 (AB)

info@nabu-heidelberg.de

Bei Notfällen: Artenschutz-Fachberater Thomas Hartmann Tel.  06226-78 40 85

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