Wenn die Könige des Fliegens einmal stranden

Die Mauerseglerklinik in Frankfurt

Zwei Mauersegler im Karton
Zwei schon fast flugfähige Mauersegler. Foto: Maike Petersen

Von Maike Petersen

Fotos: Eva Brendel und Maike Petersen

Die Geschichte der Mauerseglerklinik liest sich wie ein Erfolgsroman über Liebe, Fürsorge, Hingabe und viel Improvisationstalent. Die Hauptdarstellerin: Dr. Christiane Haupt, Tierärztin und Initiatorin. In einer weiteren Hauptrolle: Erich Kaiser, Ornithologe und selber „Mauerseglerwirt“. Beide gründeten die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. – und beide sind den schwarzen Seglern gewissermaßen verfallen.

Mauersegler sind Hochleistungsflieger und permanent in der Luft. Verletzungen, Krankheiten oder Schwächungen kommen vor und müssen professionell versorgt werden, um sie wieder für die starken Beanspruchungen des Fluges fit zu bekommen.

Auf gar keinen Fall sollte man versuchen, gefundene und möglicherweise verletzte Vögel ohne Anleitung selbst zu versorgen.

 

Auf der Homepage der Mauerseglerklinik kann man die sehr lesenswerte und sympathische Geschichte ihrer Gründung nachlesen. Sie ist eng mit dem Namen Christiane Haupt verknüpft, die beharrlich und konsequent ihre ersten Pfleglinge im Kofferraum mitnahm, diese auch während ihrer Vorlesungen und bei der Staatsexamens-Prüfung päppelte, sie in ihrer 35-Quadratmeter-Souterrainwohnung pflegte und dann aber im Jahr 1999 mit 234 Mauerseglerpatienten an ihre Grenzen stieß:

 

Auch der Blick auf das gähnend leere Bankkonto und die Grillenrechnungen in der Ablage motivierte außerordentlich, sich mit den näheren Umständen und Voraussetzungen für eine Vereinsgründung zu beschäftigen“.

Dieses gelang im Januar 2000 und seitdem ist die Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e.V. Träger der Klinik. Sie befindet sich seit 2012 in Räumen von insgesamt 180 Quadratmetern und umfasst einen Trainingsraum mit ausreichend Platz zum Fliegen, ein Vogelzimmer mit Fütterungsplätzen, eine Küche mit vielen Kühltruhen zum Einlagern der Nahrung, ein Büro und einen OP.

  • 2012 wurden erstmals mehr als 800 Patienten versorgt.
  • Insgesamt wurden seit 1994 weit über 8000 Mauersegler und einige Alpen- und Fahlsegler behandelt.
  • Das Einzugsgebiet ist schon längst überregional. Seit einigen Jahren nimmt auch die internationale Zusammenarbeit mit anderen europäischen Vogelschutz- und Tierschutzorganisationen zu.

 

Wann und wodurch sind Mauersegler gefährdet

  • Bei der Suche nach Nistplätzen: Durch kleine Öffnungen unter den Dachschindeln oder gekippte Fenster schlüpfen Mauersegler auf der Suche nach Brutplätzen ein, finden aber dann nicht wieder hinaus. Findet man sie rechtzeitig genug, sind sie in der Regel unverletzt.
  • Flugunfähigkeit: Besonders junge Mauersegler, die zwar schon befiedert aber noch nicht flugfähig sind, brauchen Hilfe. Denn Mauersegler füttern ihre Jungen niemals außerhalb der Nisthöhle. Manchmal wagen sie aus Hunger beim Ausbleiben der Elternvögel einen verfrühten Absprung. Man muss mit ihnen ab Mitte Juni rechnen, mit flüggen Jungseglern frühestens ab Anfang Juli.
  • Durch Schwäche und Erschöpfung: Mauersegler können nach mehreren Tagen Schlechtwetter und Nahrungsknappheit in ganzen Trauben an Mauern hängend oder auf dem Boden liegend gefunden werden. Auch Hitze wird vor allem von Jungvögeln nicht gut vertragen.
  • Aufgrund eines Unfalls oder Bruchlandung: Unfälle bleiben bei den rasanten Flugjägern nicht aus und sind besonders häufig zur Zeit der Nistplatzsuche oder bei schlechtem Wetter. Auch hier sind Jungvögel besonders gefährdet.
  • Dachabdeckung und Gerüstbau: Sommerliche Dacharbeiten zur Brutzeit fordern jedes Jahr viele Opfer. Manchmal wird eine ganze Brut vernichtet oder der Kolonie durch hermetische Abdichtung der Spalten ein nachfolgendes Weiternisten unmöglich gemacht. Auch Gerüstbau behindert die rückkehrenden Altvögel stark oder versperrt den Weg zu den Jungen. Gerüstteile, die den Einflug hindern, müssen daher umgehend entfernt werden (Bundesnaturschutzgesetz!)
  • Durch einen Kampf: Kämpfe um einen begehrten Nistplätze enden nicht selten damit, dass die "Streithähne" dabei ineinander verkrallt zu Boden gehen und dort sogar noch weiterkämpfen.

Die wichtigsten Erste-Hilfe-Regeln und Tipps

Ohne Grund wird kein Mauersegler am Boden gefunden!

In manchen Vogelbüchern steht die Aufforderung, einen am Boden gefundenen Vogel einfach wieder in die Luft zu werfen.

Das ist falsch!

  • Den Vogel niemals einfach ohne Prüfung hochwerfen!
  • Eine gründliche Untersuchung des Findlings ist immer notwendig. Am besten durch einen auf Vögel spezialisierten Tierarzt, um genau festzustellen, warum der Mauersegler niedergegangen ist und um sinnvoll helfen zu können. Oft liegen die Segler schon stunden- und tagelang am Boden, bis sie gefunden werden.
  • Ein Zurücksetzen von Nestlingen ins Nest ist nicht hilfreich. Meistens landen sie kurz darauf wieder am Boden. Haben sie bereits mehrere Tage gehungert, sind sie ohne menschliche Hilfe meist nicht mehr zu retten.
  • Achten Sie auf kreisende Altvögel an Dachgiebeln oder in der Nähe von Gerüsten, es kann sein, dass der Weg zu den Nestlingen versperrt ist.
  • Bringen Sie reichlich Nistkästen an.

Kontakt zur Mauerseglerklinik

Adresse:
Mauerseglerklinik Frankfurt
Buchenstraße 9
65933 Frankfurt
Tel. 069-35 35 15 04
E-Mail: info(at)mauersegler.com

  • Anfragen zu Fundseglern - weil Eile geboten ist! - nur telefonisch. Das gilt besonders für die Hauptsaison.
  • Die Klinik nimmt nur Segler an. Anfragen zu anderen Vogelarten werden nicht beantwortet. Infos zu anderen Vogelarten: www.wildvogelhilfe.org/.

 

 

Letzte Aktualisierung: 11.07.15 (MP)

Mauersegler gefunden

NABU-Büro Heidelberg

Montag 16:00 - 18.00 Uhr
Dienstag 9.00 - 11.00 Uhr und
Freitag 9.00 - 11.00 Uhr

 

Tel.:  06221/ 73 606 71 (AB)

info@nabu-heidelberg.de

Bei Notfällen: Artenschutz-Fachberater Thomas Hartmann Tel.  06226-78 40 85

ICh will helfen

Sehen Sie unseren aktuellen Bedarf...

Schutz des neckars

Zum Aktionsbündnis Unterer Neckar...

ich bin dabei

Mitglied werden

für Meinen NABU HD