Wenn der Berg ruft...   

August 2014 im Chiemgau

Text und Fotos von Claudia Zieboll

...werden Jahr für Jahr auch beim Arbeitskreis Botanik der NABU-Gruppe Heidelberg Wanderschuhe geschnürt, Rucksäcke geschultert und ab geht’s per Bahn Richtung Süden.

 

Planung und Organisation der Alpenexkursionen liegen in Händen unseres langjährigen Arbeitskreisleiters Volker Violet. Immer steuern wir Ziele fernab der Skipisten an, wo die prächtig-bunte Alpenflora noch eine Chance hat. Zugunsten der fröhlichen Gemeinschaft in einer phantastischen Bergwelt lassen wir Komfort und Bequemlichkeit gern zuhause. Ob Zweibettzimmer oder Matratzenlager, Sonne oder Regen, immer herrscht fröhliche Stimmung! Ende Juli stürmten wir die Priener Hütte in den Chiemgauer Alpen.  

Aufstieg zur Hütte

Nachdem es während der Bahnfahrt ununterbrochen geregnet hatte, schließt der Himmel kurz vor Ankunft in Sachrang endlich seine Schleußen. Die Sonne begleitet unseren Aufstieg über den bequemen Forstweg und bleibt uns die drei Exkursionstage lang treu. Einige Abenteurer unter uns suchen schon jetzt die Herausforderung und nehmen den steileren, recht schlammigen Jägersteig.

 

Sogleich legen wir mit der Bestimmung der Waldflora los. Auf Blüten und Blättern glitzern Tausende von Wassertröpfchen. Bunter Hohlzahn, Gelber Salbei, Grauer Alpendost, Wolfseisenhut, Gewöhnliche Akelei, Glanzfrüchtige Binse – mit Erreichen der Hütte (1410 m) sind schon Dutzende Arten mit ihrem botanischen Namen benannt.

Knapp zwei Stunden sind wir unterwegs, bis sich der Wald öffnet und den Blick auf frischgrüne Almwiesen freigibt. Nach dem ausgiebigen Regen dampft die Erde im warmen Abendlicht, kurz darauf erreichen wir nach insgesamt 400 Höhenmetern unser Quartier. Welch ein Blick von der Hüttenterrasse über das Bergpanorama! Kitzbühler Horn und Wildes Kaisergebirge ragen aus der dichten Wolkendecke, die sich wie Watte über das Tal gelegt hat. 

Gipfelglück auf dem Geigelstein

Nach deftigem Hüttenessen, gemütlichem Tagesabschluss und wohligem Tiefschlaf starten wir am nächsten Morgen zur Besteigung des Geigelsteins. Mit 1808 m ist er der höchste Berg der westlichen Chiemgauer Alpen. Gemächlich ziehen wir über mäßig ansteigende Almwiesen von Blümchen zu Blümchen. Alle Jahre wieder sind wir von dem eindrucksvollen Pflanzenreichtum der Bergwelt begeistert: Wollige Kratzdistel, Silber-Distel, Berg-Distel, Arnika, verschiedene Enzian- und Glockenblumenarten, Germer, Alpenrose, Sumpf-Herzblatt, Weidenblättriges Ochsenauge, Orchideen- und Steinbrechgewächse, Gräser, Pilze, Farne, Moose, Beerensträucher...

Dank dieser Artenvielfalt ist der Geigelstein auch als „Blumenberg“ bekannt und steht seit 1991 unter Naturschutz. Kleinräumig wechselnde Boden- und Gesteinsarten sowie die seit Jahrhunderten angepasste Almwirtschaft haben die Voraussetzung für diese besondere Flora und entsprechend artenreiche Fauna geschaffen. Allein 40 Orchideen- und 16 Enzianarten soll es hier geben.


Ein saftiges Zuhause haben hier, neben einem Heer von Insekten und Vögeln, auch glückliche Kühe und pfeifende Murmeltiere. Eine Etage tiefer tummeln sich Ameisen, Spinnentiere, Schrecken, Schnecken, Wanzen, Lurche.

Dann heißt es Endspurt! Kurz vor dem Ziel führt ein schmaler, senkrecht anmutender Pfad durch ein strauchartiges Latschenkiefern-Feld. Über hohe Felsstufen hangeln wir uns an dicken Wurzeln auf allen Vieren zum Gipfelkreuz empor.

Wow! Das Traumwetter beschert uns einen großartigen Panoramablick: die Berchtesgadener Alpen im Osten, das nahe Kaisergebirge und der Großglockner im Süden, das Karwendel im Westen, der Chiemsee im Norden! Die faszinierende Aussicht mit einer bizarrern Wolkenstimmung, eine erfrischende Brise und nicht zuletzt unser Proviant versetzen uns in Hochstimmung. Um das Gipfelkreuz finden wir u.a. Bittere Schafgarbe, Alpen-Edelweiß, Kahles Berufskraut, Geschnäbeltes Läusekraut, Blaugrünen Steinbrech und Gezähnten Moosfarn.

Nach ausgiebiger Pflanzenschau und Höhen-Picknick ziehen wir leichten Fußes und mit reduziertem Gepäck wieder talwärts. Im Blickfeld Hügelketten, Wälder, Weiden und ganz tief drunten das Inntal mit imposanter Bergkulisse. Wer nach der heutigen Tagestour noch immer nicht genug vom Botanisieren hat, sitzt bereits nach dem Abendessen über den mitgeschleppten Bestimmungswälzern, um den letzten unbekannten Blumen und Gräsern ihren wissenschaftlichen Namen zuzuordnen.  

Kampenwand und Hintere Abendpoint

Am nächsten Tag testet die ganze Gruppe das urige Vesper auf der Niederkaseralm, die etwas unterhalb der Priener Hütte liegt. Anschließend teilen wir uns wieder auf in Gipfelstürmer und Genussbotaniker. Die Kletterer unter uns lockt die Kampenwand mit Routen aller Schwierigkeitsgrade. Die kleinere Gruppe zieht gemütlich fotografierend über den Steig Hintere Abendpoint.


Am Wegrand und auf den Wiesen blühen hier Halbkugelige Teufelskralle, Katzenpfötchen, Breitblättrige Stendelwurz, Fuchs'sches Knabenkraut, Schmalblättriges Wollgras, Kelch- Simsenlilie, Alpen-Ziest, Große Sterndolde, Alpen-Distel, Berg-Flockenblume.... , drumherum flattert ein Heer von Schmetterlingen. Kein bisschen scheu ist der Gelbbindige Mohrenfalter. Er setzt sich auf Peters Hand und lässt sich von allen Seiten fotografieren.


Geißklee-Bläuling, Wundklee-Bläuling, Kleiner Fuchs, Schwalbenschwanz, Weißbindiges Wiesenvögelchen, Tagpfauenauge und der Graubindige Mohrenfalter fordern dagegen die Geduld der Fotografen heraus. Während des Picknicks am glasklaren Bach brauen sich bedrohlich schwere Gewitterwolken zusammen, doch bis zu unserem Quartier ist es nicht mehr weit. Auch unsere Kampenwand- Wanderer finden rechtzeitig Unterschlupf in einer der gemütlichen Berghütten.

Nur Nur kurz dauert das Donnerwetter, bald hängen nur noch Wolkenfetzen an den Bergen, die Luft riecht würzig-frisch und erste Sonnestrahlen beleuchten schon wieder die grünen Hügel. Abendessen, zünftige Musik, reger Austausch (wer hat was alles wo gesehen), dann strecken wir die müden Glieder auf den Matratzen aus.  

Abschied und Abstieg

Am Sonntag ein letztes Hütten-Frühstück. Quartier und Verköstigung auf der Priener Hütte waren ausgezeichnet. Die große Terrasse mit Weitblick haben wir kaum genutzt, zog es uns doch jeden Morgen in höhere Gefilde. Jetzt bleibt uns nur die Wanderung zurück nach Aschau, wie schon beim Aufstieg über verschiedene Routen. Auf Wasserdost und Wiesen-Flockenblumen sitzt an einem sonnigen Fleckchen im Wald ein Kaisermantel neben dem anderen, als wollten sie uns zum Abschied grüßen.

Lebt wohl, ihr zarten Wesen, wir hatten drei erlebnisreiche Tage in eurem Bergparadies!

 

Mit heilen Knochen und strahlenden Gesichtern trudeln alle pünktlich zur Abfahrt ein. Unser Dank gilt Volker, der seine Schäflein wieder einmal auf eine „fette Weide“ geführt hat!

 

 

Weitere Fotos der Exkursion gibt's im Internet unter folgendem Link:

 

https://picasaweb.google.com/116090600757018671831/NABUAlpenexkursionChiemgauI#60667501770 47222786

 

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 12.02.2016 (MP)

Mauersegler gefunden

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