Von Regine Buyer
Der Neckar ist ein Fluss, der vielfach besungen und gerühmt wurde. Doch seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist er massiven Eingriffen des Menschen ausgesetzt: Kanalisierung, Spundung, Regulierung des Wasserstandes, vielfache Wasserverschmutzung usw. In den 70erJahren des letzten Jahrhunderts wurden die Belastungen am Neckar zwischen Heidelberg und Mannheim so dramatisch, dass viele Kenner und Freunde dieses Flusses und seiner Tier- und Pflanzenwelt Alarm schlugen und die Öffentlichkeit für den Schutz des Gebietes mobilisierten.
Es dauerte dann noch über 10 Jahre harter Diskussionen, bis schließlich die Verordnung zur Unterschutzstellung vom Regierungspräsidenten in Karlsruhe unterschrieben wurde, am 13. Februar 1987 im Gesetzblatt des Landes erschien und damit rechtskräftig war: Der Untere Neckar wurde unter Schutz gestellt durch acht Landschafts- und sechs Naturschutzgebiete.
Die Naturschutzgebiete genießen den höchsten Schutzstatus. In ihnen gelten strenge Bestimmungen, um die Tier- und Pflanzenwelt am und im Neckar zu erhalten und ihren Bestand zu fördern.
Anfang des Jahrhunderts wurde diese wunderschöne Flussaue zusätzlich als Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet) ausgewiesen und in das Netzwerk Natura 2000 der europaweit schützenswerten Lebensräume aufgenommen.
Die Naturschutzgebiete liegen mitten im dicht besiedelten Rhein-Neckar-Raum. Es sind noch ursprünglich geformte, naturnahe, nicht schiffbare Flussabschnitte mit Ufersäumen und mitten im Neckar gelegenen Inseln mit Kiesbänken, Flachwasserzonen und Uferbereichen, die in stetem Wandel sind und nach jedem Hochwasser wieder andere Formen haben, so dass neue Lebensräume entstehen können.
Je nach Jahreszeit sind hier ganz unterschiedliche Tiere zu beobachten – nicht selten bedrohte oder gefährdete Arten. Sie müssen schon weit fahren, um eine vergleichbare Aue mit
Binsen und Schilfbeständen zu finden, z. B. eine Schwimmblattgesellschaft im Fluss mit der gelben Teichrose.
Über 150 Vogelarten konnten hier in den vergangenen Jahren beobachtet werden, darunter über 50 zum Teil vom Aussterben bedrohte Vogelarten und etwa ebenso
viele Wintergäste. Schell-, Tafel-, Krick- und Reiherenten kommen in größeren Gruppen an den Unteren Neckar und verbringen dort den Winter. Seltene Zugvogelarten machen hier
Station und nutzen dieses Gebiet als „Tankstelle“, um sich für die Reise gen Süden zu stärken, wie z. B. Fischadler und die verschiedensten Wasservögel wie Löffelenten und
einige Sägerarten. Vor einigen Jahren ist auch der streng geschützte Biber in diese Auenlandschaft zurückgekehrt. Lesen Sie über die Biber in Heidelberg auch hier weiter.
Die Bilanz 30 Jahren nach der Unterschutzstellung fällt gemischt aus: Es gibt unübersehbare Erfolge, insbesondere bei Erhalt und Verbesserung der Artenvielfalt am Unteren Neckar. Doch leider vergeht kaum ein Monat, in dem der Schutz dieses Naturparadieses nicht durch Rodungsmaßnahmen, durch rücksichtsloses Freizeitverhalten verletzt oder durch Pläne zur Nutzung der Neckaraue für Verkehrs- und Siedlungszwecke in Frage gestellt wird.
Zahllose Gespräche mit Ämtern und Behörden konnten diese Entwicklung bisher nicht aufhalten. Deshalb gründete sich Anfang 2015 das „Aktionsbündnis Unterer Neckar“, ein Zusammenschluss aus Mitgliedern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND: Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald, Kreisgruppe Heidelberg und Ortsgruppe Wieblingen), des Naturschutzbundes (NABU Heidelberg und Mannheim), des Landesnaturschutzverbandes (LNV) und engagierten Bürgern.
Ziele des Bündnisses sind, ein ortsübergreifendes Netzwerk zu bilden, dem Naturschutz am Neckar mehr Gewicht zu verleihen und so den Schutzstatus dieser einmaligen Flussaue und
ihrer Lebewesen langfristig zu erhalten und viele Mitstreiter für dieses Ziel zu gewinnen.
An uns Menschen liegt es, wie die Landschaft in unserer Umgebung aussieht und ob wir uns darin wohlfühlen. Unsere Aufgabe ist es, die Natur um uns herum pfleglich zu behandeln und zu begreifen,
dass wir eine lebenswerte Zukunft nur mit und nicht gegen die Natur planen können. Intakte Natur ist wichtig für unsere Gesundheit und für unser Wohlbefinden. Hier können wir Ruhe finden, uns
geborgen fühlen und der Hetze des Alltags ein wenig entkommen.
Unter http://www.sav-schriesheim.de/735_Naturschutzgebiete_Uebersicht_FG.htm können die einzelnen Schutzgebiete in einem interaktiven Link genauer betrachtet werden.
Letzte Aktualisierung: 08.02.2017 (MP)