Torf gehört ins Moor, nicht in Gärten!

Von Claudia Zieboll

„Das Grauen lauert im Moor“ - vielen Menschen sind  Moore nur als Gruselkulisse von Krimis bekannt. Ein Moor ist unheimlich, düster und gefährlich, man kann sich darin verirren und sogar versinken. Ist es wirklich so?


Wer schon mit offenen Sinnen über die Holzstege eines Hochmoors gewandert ist, wird den Zauber dieser selten gewordenen Biotope nicht vergessen. Saftig grüne Inseln in tiefblauem Wasser, gurgelnde rostrote Bäche, die Landschaft belebt von großem Artenreichtum: Torfmoos, Schilfrohr, Rohrkolben, Binsen, Wollgras, Sonnentau, Glockenheide u.v.m. fühlen sich auf dem sauren, nährstoffarmen Boden ebenso wohl wie die feuchtigkeitsliebenden Bäume Erle, Weide, Birke, Esche, Moorkiefer und Pappel. In Gesellschaft verschiedenster Zwergsträucher wie Gemeine Moosbeere, Schwarze Krähenbeere, Weiße Schnabelbinse, Heidelbeere und Sumpfporst bieten sie Lebensraum für zahlreiche seltene Spezies.

Moorlandschaft

Neben Wild, Kreuzotter, Ringelnatter und Amphibien wird die Fauna der Moore besonders durch Vögel geprägt. Gefährdete Arten wie Sumpfohreule, Baumfalke, Birkhuhn, Goldregenpfeifer, Kornweihe brüten im Moor; auch Sumpfrohrsänger, Goldammer, Wachtelkönig, Wiesenpieper, Kranich sowie Gänse- und Entenarten tummeln sich in diesen einzigartigen Feuchtbiotopen. Es zwitschert, plätschert, kreucht und fleucht. Dazwischen tanzen lautlos moortypische Schmetterlings- und Libellenarten durch die Luft.

 

Der Herbst taucht die Moorlandschaft in sanftes Gelb, einzelne Bäume und Baumgruppen ragen aus Nebelschwaden, die über dem Wasser stehen. Im Winter ist dann die Zeit für den Krimi-Dreh gekommen.

Tausend Jahre für einen Meter Torf

Moore entstehen auf wasserstauenden Schichten in Tausenden von Jahren, wobei das wurzellose Torfmoos eine zentrale Rolle spielt: Auf den abgestorbenen Pflanzen des Vorjahres wächst es im Zeitlupentempo stetig in die Höhe, es schafft dabei pro Jahr nur einen Millimeter. Die in der Tiefe wegen mangelnden Sauerstoffs unvollständig zersetzten Pflanzenreste bilden die Torfschichten.

Moore - Schützenswerte Urlandschaften

Hochmoore sind sensible Ökosysteme, die nicht nur  Lebensräume für eine Vielzahl seltener Pflanzen und Tiere darstellen, sie binden große Mengen CO2 und wirken damit dem Treibhauseffekt entgegen. Mit nur 3% Flächenanteil der Erde binden Moore doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt. Einen weiteren positiven Klimaeffekt bewirkt die ständige Wassersättigung: Durch Verdunstung kommt es zur Senkung der Temperatur.

Torfabbau zerstört das Klima und einzigartige Lebensräume

Lässt man Torf trocknen liefert es gutes Brenn-material, vergleichbar mit Braunkohle. Bereits im Mittelalter wurden dafür ganze Moorlandschaften zerstört - durch Gräben entwässert, die Flächen abgebrannt und der Torf Schicht für Schicht abgestochen. Der Boden trocknete aus, die Artenvielfalt schwand. Viele Moore wurden nach Trockenlegung in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt.

Durch solch massive Eingriffe in den Naturhaushalt verschwanden über 60% der europäischen Hochmoore - wertvolle Biotope, die in einem langen Prozess entstanden sind, der vor über 12.000 Jahren mit dem Rückzug der Gletscher begann. Mittlerweile stehen deutsche Moorlandschaften unter Naturschutz, gleichzeitig werden jedoch grosse Mengen Torf aus Russland, Polen und dem Baltikum eingeführt. Allein in Deutschland liegt der Torfverbrauch pro Jahr bei rund zehn Millionen Kubikmeter, heute vor allem für den Gartenbau.

Copyright NABU Jenni Ottilie Keppler. Mehr Infos unter: http://bit.ly/2pibIcI

Üppiger blühende Gärten ohne Torf

Torferde wird durch Torfbeimischung von 80 bis 100% (!) zwar lockerer, die Bodenqualität jedoch durch den hohen Säuregehalt und die Nährstoffarmut wesentlich schlechter. Zusätzliche Nährstoffe müssen zugefügt, der Boden regelmäßig gewässert werden. Auch wenn Torf viel Wasser speichert, kann er nach Austrocknung nur schwer wieder Feuchtigkeit aufnehmen.

  • Es lohnt sich also nicht, wertvolle Moor-Biotope für Gärten und Balkonkästen zu zerstören.
  • Für beste Bodenqualität sorgen nährstoffreicher Kompost, zur Auflockerung Rinden-Humus.

Händler sind dem Aufruf der Naturschützer längst gefolgt und bieten auch für säureliebende Pflanzen torffreie Erde an – ein Kultursubstrat, hergestellt unter Verwendung von pflanzlichen Stoffen und organischem Natrium-Phosphor-Kalium-Dünger. Diese zu 100% torffreie Erde ist speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse von Rhododendron, Azaleen, Kamelien, Hortensien, Eriken und Heidepflanzen.


Leider enthalten die meisten Angebote von Pflanzenerde noch immer Hochmoortorf, deshalb appelliert der NABU: Augen auf beim Kauf, jetzt sind Sie als Verbraucher gefragt! Verlangen Sie torffreie Gartenerde, um die unentbehrlichen Moore zu schützen! Ökologisch wertvolle Produkte garantiert das RAL-Gütesiegel.

Hermannshof (Weinheim)

 

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 16.03.2018 (MP)

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