Wir möchten noch einmal gemeinsam ein Zeichen für den Erhalt der Linden an der Burgstraße setzen – eine Abschiedsaktion, Mahnwache oder als ein letzter Appell.
Wichtig ist, dass wir Präsenz zeigen und den Verantwortlichen verdeutlichen, wie sehr uns diese Bäume am Herzen liegen.
Ablauf:
    15:00 Uhr: Banner wird aufgehängt
    16:00 Uhr: Der Klimachor singt das „Lindenlied“
    16:15 Uhr: Die RNZ kommt zum Gespräch mit Anwohnern und Protestierenden. NABU ist auch mit dabei.
    Begleitend wollen wir über die aktuelle Situation sprechen – u. a. zur Fachaufsichtsbeschwerde und zur Frage, ob der Haushaltsplan noch die volle Finanzierung der Sanierung (inklusive des 6.
    Bauabschnitts mit den Linden) vorsieht.
    Es wird außerdem eine Spendendose zur Refinanzierung des Banners und des Informationsmaterials geben – wer möchte, kann gerne einen Beitrag leisten.
    Im Anschluss besteht die Möglichkeit, im Café Görtz (beim Rewe) noch gemeinsam zusammenzusitzen und sich auszutauschen.

Heidelberg, den 25.07.2025 – Am 24. Juli 2025 hat der Gemeinderat gegen die Einspurigkeit und den Erhalt der 13 Linden an der Haltestelle Burgstraße gestimmt. Sieben Linden sollen umgepflanzt werden. Sechs werden gefällt.
Als NABU Heidelberg e.V. müssen wir feststellen:
Diese Entscheidung war weder ökologisch noch verkehrspolitisch sinnvoll – und sie war vermeidbar.
    
    Ausgerechnet an diesem Tag fielen gleich drei internationale Ereignisse in der Klimapolitik zusammen, die hätten ALLE zum Umdenken bewegen müssen: Erstens, der Erdüberlastungstag
    verdeutlichte einmal mehr, dass wir dieses Jahr schon alle Ressourcen verbraucht haben, die unser Planet in einem Jahr regenerieren kann. Letztes Jahr lag dieser Tag am 2. August. Zweitens, der
    BUND Deutschland warnte, dass der weltweite CO₂-Ausstoß erstmals dauerhaft höher liegt als die Aufnahmefähigkeit von Ozeanen und Wälder. Drittens, der Internationale
    Gerichtshof (IGH) in Den Haag veröffentlichte ein historisches Gutachten, das das Recht auf eine gesunde Umwelt als Menschenrecht anerkennt und Regierungen verpflichtet, sofortige
    Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. In diesem Kontext wirkt die Entscheidung in Heidelberg wie aus der Zeit gefallen.

Die immer wieder genannten verkehrlichen Argumente für eine zweite Aufstellspur von nicht einmal 100 Metern sind nicht durch belastbare Daten oder Simulationen belegt. Die genannten Rückstaurisiken für den ÖPNV beruhen auf Schätzungen, wissenschaftlich überprüfbare Verkehrsmodelle fehlen. Die Befürchtung, der Autoverkehr könnte ins Stocken geraten, wurde nicht in Relation gesetzt zu den nachweisbaren ökologischen und klimatischen Funktionen von über 40 Jahre alten Bäumen.
Hätte man wirklich den ÖPNV priorisieren wollen, hätte man die Einspurigkeit zwischen Hans-Thoma-Platz und Burgstraße vermeiden und dort durchgängig zwei getrennte Spuren für Tram und Autoverkehr einplanen müssen. Die jetzige Planung nötigt Tram und Autos, wie in der Brückenstraße, sich eine Spur zu teilen – ein konzeptioneller Fehler, der nun mit Baumentfernungen an der Haltestelle Burgstraße nur minimal „kompensiert“ wird.
    
    Dabei gab es alternative Lösungen zur bestehenden Planfeststellung: etwa die von Stadtrat Michael Pfeifer (GAL) vorgeschlagene intelligente Ampelschaltung am Hans-Thoma-Platz,
    bei der Autos zurückgehalten werden, bis die Tram passiert hat.
    
    Ein Lösungsansatz, der befürchtete Rückstaus verhindern könnte – ganz ohne Baumverlust.

Die Entscheidung gegen den Baumerhalt ist ein politischer Offenbarungseid. Alle Fraktionen – mit Ausnahme von HiB/Volt, GAL und BL/Die Linke – haben versäumt, den Mut für eine ökologisch tragfähige Lösung aufzubringen. Gerade von den Grünen, die normalerweise für eine klima- und naturschutzorientierte Stadtentwicklung stehen, hätte die Bevölkerung mehr Weitsicht verdient. Dass sie am Tag des Erdüberlastungstags und dem Gutachten des IGH gegen alten Baumbestand stimmen, ist enttäuschend – und ein fatales Zeichen für die Öffentlichkeit.
    Die 13 Linden an der Haltestelle Burgstraße – ebenso wie die sechs weiteren Bäume im Wendebereich – stehen sinnbildlich für die notwendige ökologische Wende im Städtebau. Statt diese Potenziale
    zu erkennen, wurde auf veraltete Planfeststellungen verwiesen und eine baurechtlich angeblich „unumgängliche“ Lösung durchgesetzt.
    Doch Nachbesserungsverfahren wären noch möglich gewesen – und wären kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung gewesen. 
    
    Dass sich selbst SPD und Grüne davon abgewendet haben, ist bedauerlich. Der politische Wille fehlte – stattdessen dominierten wie auch bei den mehr konservativen Fraktionen Angst vor (nicht
    belegten) Rückstaus, rechtlichen Einwänden und das eigene Ego. Offenbar wollte man vermeiden, zuzugeben, dass die bisherige Planung unzulänglich war.
Mehr als 20 Leserbriefe seit der SEBA-Sitzung, Einwände von direkt betroffenen Anwohnern, Appelle und Stellungnahmen von Naturschutzverbänden und vom Radentscheid Heidelberg als auch der Gesang des „Burgenstraßenlindenliedes“ KlimaProtestChors vor der Gemeinderatsitzung hätten zumindest ein Überdenken nahegelegt. Doch sie wurden übergangen. Am Ende bleibt ein bitterer Eindruck: Es war kein Diskurs auf Augenhöhe, sondern eine völlig anachronistische Machtentscheidung gegen die Natur.
    
    Wenn diese Bäume erst gefallen sind, wird keine Lärmschutzwand, kein Begrünungsversuch, keine Ersatzpflanzungen in den kommenden Jahrzehnten ihre klimatische Wirkung vor Ort ersetzen können. Und
    dann ist es zu spät.
    
    Fazit: die nun geplanten Ausgleichsmaßnahmen – Baumpflanzungen anderswo, „Entsiegelung“ und Begrünung am Hans-Thoma-Platz – sind begrüßenswert, hätten aber unabhängig davon längst erfolgen
    müssen. Es bleibt der Eindruck, dass an einem Fehler festgehalten wurde, statt gemeinsam mutig neue Wege zu gehen.
    
    Vorstand NABU Heidelberg e.V.
Letzte Aktualisierung: 29.09.2025 MP