Kopfüber in stinkende Gullys

Eine ungewöhnliche Initiative zur Rettung von Wasserfröschen

Von Sandra Panienka

Jedes Frühjahr treffen sich die fleißigen Helfer des NABU Heidelberg und reinigen die Gullys rund um den Physikteich INF 308. In 20 Gullys und 4 Lichtschächten wurden 2008 Amphibienleitern angebracht, die es jungen Wasserfröschen ermöglichen, die Gullys zu verlassen. Ohne die Leitern verhungern oder vertrocknen die Tiere im Sommer.

Alles begann im Frühjahr 2007. Damals war ich noch nicht beim NABU aktiv, sondern verbrachte meine Zeit mit Fotografieren von Wasserfröschen auf dem Unigelände. Schon früher hatte ich häufig die Erfahrung gemacht, dass Gullys Amphibienfallen sind, in denen die Tiere qualvoll zugrunde gehen und war dementsprechend schockiert, als ich in fast jedem Gully um den Physikteich junge Frösche entdeckte.


Hilfe suchend wandte ich mich an den NABU Heidelberg. Leider gab es dort niemanden, der mir weiterhelfen konnte. Doch die NABU-Hochschulgruppe hat mich ermutigt, selbst aktiv zu werden und so rief ich das Gully-Projekt ins Leben.

Wasserfrosch. Foto: Sandra Panienka
Wasserfrosch. Foto: Sandra Panienka

Mit Erlaubnis der zentralen Universitäts-verwaltung, der Unterstützung von Höpke, einer Mitstreiterin aus dem Institut für Geowissenschaften, sowie einigen Helfern der NABU-Hochschulgruppe retteten wir in der Sommersaison 2007 über 270 kleine Wasserfrösche aus den Gullys. Die Arbeit war mühsam, da wir die Frösche mit der Hand fangen oder aus einem sehr tiefen Gully mit einem Kescher herausholen mussten.

Eignen sich Amphibienleitern für die Gullys?

Auf der Suche nach besseren Ideen zur Rettung der Frösche wurde in einem Schweizer Amphibienforum Simon Gaus auf mich aufmerksam. Er hatte für die KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien in der Schweiz) eine Amphibienleiter entworfen, die genau die Lösung unseres Problems zu sein schien. Weil er gerade in der Nähe von Heidelberg unterwegs war, kam er uns besuchen und schaute sich die Gulys und das angrenzende Gelände an. Seine Anregungen trug ich in einem Arbeitsbericht zusammen und sandte diesen mit einem Schreiben meines Doktorvaters, Prof. Dr. Rainer Altherr, an das Universitätsbauamt.


Gemeinsam mit Herrn Roland Wenk vom Universitätsbauamt und Herrn Axel Jacobs vom Zentralbereich der Universität Heidelberg diskutierte ich, welche Maßnahmen getroffen werden könnten, um den Wasserfröschen zu helfen.

Wasserfrösche und eine Amphibienleiter
Wasserfrösche und eine Amphibienleiter

Axel Jacobs übernahm die Kosten für die Amphibienleitern, die im Frühjahr 2008 von der Feinmechanik-Werkstatt der Universität hergestellt wurden. Mit dem Hausmeisterteam, fleißigen Helfern aus dem Institut für Geowissenschaften und Aktiven des NABU Heidelberg wurden die Gullys vermessen und die Amphibienleitern eingesetzt. Erste Erfolge zeigten sich schnell, denn es hielten sich viel weniger junge Frösche in den Gullys auf.

2008 wechselte das Gully-Projekt von der Hochschulgruppe zum neuen AK für Amphibien und Reptilien des NABU. 2009 konnte ich nach Einbruch der Dunkelheit erstmals Frösche dabei beobachten, wie sie die Gullys über unsere Amphibienleitern verließen. Einige schienen sich besonders gerne in einem sehr feuchten Gully aufzuhalten und verbrachten dort die ganze Saison 2009.

Warum machen die Frösche das?

Kleiner Wasserfrosch
Kleiner Wasserfrosch. Foto: Sandra Panienka

Die Feuchtigkeit in den Gullys zieht die Frösche bei trockener Witterung an. Dies wird ihnen ohne Leitern zum Verhängnis, wenn die Gullys zu trocken werden. In manchen Gullys finden sie aber teilweise ein überraschendes Nahrungsangebot – Regenwürner, Spinnen, Asseln und Mückenlarven gehören dazu. Da junge Frösche sich oft von den Hauptgewässern zurückziehen und diese erst mit Geschlechtsreife wieder aufsuchen, stellen die Gullys begehrte Sekundarlebensräume dar. Damit wir das genauer untersuchen können, unterstütz uns das Umweltamt Heidelberg. So werden wir in Zukunft die kleinen Frösche fotografisch dokumentieren, vermessen und wiegen. Auf diesem Weg können wir beobachten, ob die Frösche zwischen den Gullys wechseln und schauen, ob sie sich gut entwickeln und genug zu Fressen finden. Das Projekt hat sich sehr gut entwickelt und befindet sich 2010 bereits in seiner vierten Saison.

Auf diesem Weg möchte ich all jenen danken, die mit viel Einsatz jedes Jahr das Gully-Projekt und die Wasserfrösche unterstützen.

Weiterentwicklungen in den Folgejahren

2009. Auch dieses Jahr werden wieder freiwillige Helfer bei der Reinigung der Gullys gesucht. Die Reinigungsaktion wird vermutlich Ende März/Anfang April stattfinden. Ziel für dieses Jahr sind Ausstiegsmöglichkeiten an Treppenabgängen und der Austausch einiger Hochbordsteine um den Teich, durch abgeschrägte Steine, um den jungen Grünfröschen den Rückweg in den Teich bei sehr trockenem Wetter zu erleichtern.


2008. Nach einem gemeinsamen Treffen mit Herrn Roland Wenk, dem Abteilungsleiter des Unibauamts in Heidelberg und Herrn Axel Jacobs, dem geschäftsführenden Direktor des Zentralbereichs im Neuenheimer Feld, wurden die Amphibienleitern in Auftrag gegeben. Die Finanzierung der Amphibienleitern wurde vom Zentralbereich im Neuenheimfeld übernommen, die Anfertigung übernahm die Feinmechanische Werkstatt unter Aufsicht von Herrn Kreiter im Zentralbereich INF.
Der NABU bedankt sich vielmals für die Unterstützung!
21 Gullys, 4 Lichtschächte und ein Abfluss wurden 2008 mit den Amphibienleitern bestückt und von freiwilligen Helfern gereinigt. Auch den Helfern sei hiermit noch einmal gedankt. Es wurden 2008 weniger als 15 Tiere in den Gullys gezählt.


2007. Von August bis Oktober wurden über 270 junge Grünfrösche aus Gullys, die an den Physikteich (INF 308) grenzen, gefangen. Zusammen mit Simon Gaus, der für die KARCH eine Amphibienleiter entwickelte, wurden Maßnahmen zur Behebung des Grünfroschsterbens in den Gullys diskutiert und ein Bericht angefertigt, der mögliche Lösungsvorschläge behandelt. Schließlich sollen in Zukunft keine Frösche in den Gullys sterben.
KARCH steht übrigens für "Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz". Diese wurde 1979 gegründet und finanziert sich aus Beiträgen des Bundes und der Kantone.







Letzte Aktualisierung: 28.06.2015 (MP)

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