Wir wollen zusammen mit den Behörden den letzten natürlichen und lebendigen Flussabschnitt des Neckars
erhalten!
Links: Der Flussregenpfeifer - Wappentier
des Unteren Neckars. Foto: Manfred Eimers
Am 12. Februar 2015 trafen sich erstmals Mitglieder von NABU, BUND, LNV und engagierte Umweltschützer, um sich für die Naturschutzgebiete entlang des Unteren Neckars einzusetzen. Ziele des Bündnisses sind, ein ortsübergreifendes kooperatives Netzwerk zu bilden, einen optimalen Informationsfluss sicherzustellen und die Kräfte zu bündeln. Vertreten sind Gruppen aus Heidelberg, Mannheim, Ilvesheim und Ladenburg.
Naturschutz und Hochwasserschutz müssen nachhaltig und maßvoll vereinbar sein.
Die Koordination und Sprecherfunktion hat Regine Buyer.
Das Aktionsbündnis trifft sich einmal im Monat.
Ort: Welthaus am Hauptbahnhof Heidelberg. Die Termine finden Sie hier.
Themen der ersten Sitzungen waren u.a. Biotopverbund, Durchflussproblematik, Dammpflege, Ortsgruppenschwerpunkte sowie anstehende Diskussionsrunden und Begehungen. Machen Sie mit und kommen Sie vorbei!
Aktuell setzt sich das AUN für die Naturerhaltung an verschiedenen Stellen des Unteren Neckars ein: für eine Kiesbank in Ilvesheim, für einen naturverträglichen Bau einer Flachwasserzone in Wieblingen (Ausgleichsmaßnahme für die Kolkverfüllung am Wieblinger Wehrsteg) , für die Wiederherstellung eines Schilfbereichs bei Ladenburg und für naturnahe Pflanzung und Pflege der Gewässerrandstreifen am Unteren Neckar.
Einige Projekte zur naturnahen Entwicklung des Unteren Neckars und zur Aufwertung seiner Ufer und der Auenlandschaft , die das AUN schon lange gefordert hat, werden nun wohl –
zumindest in Mannheim – im Rahmen der BUGA-Planungen bis 2023 (?) realisiert.
In Zusammenarbeit mit den Anglern am Unteren Neckar und dem Regierungspräsidium Karlsruhe versuchen wir derzeit Strategien zu entwickeln, um bessere Verhältnisse für die Fischfauna im
Neckar zu entwickeln.
Der aktuelle Artenschutzbericht (2015) des Bundesamtes für Umwelt und Natur belegt:
"Der Zustand der Arten in Deutschland ist alarmierend. Ein Drittel der auf Roten Listen erfassten Arten ist gefährdet, 4 % sind bereits ausgestorben. Damit wird das nationale Ziel verfehlt,
den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Wir müssen dringend unsere Anstrengungen verstärken, um den Artenrückgang zu stoppen. An vorderster Stelle der Ursachen stehen dabei auch
Bauamtsmaßnahmen wie Gewässerunterhaltung sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Die Intensivierung der Nutzung von Natur und Landschaft ist mit der Zerstörung von Lebensräumen verbunden. Dringend
notwendig sind der Erhalt und die Einrichtung ungenutzter Pufferstreifen sowie die Wiedergewinnung von Auenflächen. Die Flüsse müssen wieder durchgängig gemacht und mit ihren Auen verbunden
werden. Bei der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen ist auf bestmögliche Rücksichtnahmen zwischen Belangen des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes zu achten.“
Dies gilt vor allem für die Metropolregion Rhein-Neckar, einem Ballungsraum, in dem die Naturschutzgebiete einem extrem hohen Bevölkerungsdruck ausgesetzt sind.
Einen aktuellen Zustandsbericht über die Natur am Unteren Neckar und die Auswirkungen einer möglichen fünften Neckarquerung finden Sie in dem Exkursionsbericht vom 25. Oktober 2019 hier.
Lesen Sie mehr über die Projektideen des AUN als Ergebnisse des Workshops „Auenlandschaft Unterer Neckar“ im Dezember 2018.
Um den Schutz unserer Flüsse vor der zunehmenden Belastung durch den Eintrag an Nährstoffen und Pestiziden zu schützen, stehen die Gewässerrandstreifen unter besonderem Schutz. Nach wiederholten Gesprächen des AUN mit der Stadtverwaltung in Ladenburg können nun (2018) an einigen Stellen auch wieder Stauden am Neckarufer wachsen.
Da Ladenburg zu den Gewinnern des Projekts "Natur nah dran" gehört, das Projekte zur biologischen Vielfalt unterstützt, haben die Ladenburger nun die Hoffnung, dass auch das gesamte Neckarufer in Zukunft wirksam geschützt wird.
April 2018 - Aufgrund der neuen Hochwasserschutzrichtlinien von 2012 wurde bereits vor einigen Jahren damit begonnen, zahlreiche Bäume und Büsche auf dem Neckardamm zu entfernen. Die Rodungen auf dem Damm reißen große Lücken in die Vegetation.
Damit ist der wertvolle Biotopverbund, der durch die Unterschutzstellung erhalten werden sollte, gefährdet.
"Vor dem Hintergrund, dass am Seitenkanal Ladenburg rund 11 ha gerodet werden sollen, war es den Naturschützern der Region wichtig, dass dort - zwischen Damm und Ufer ein Gehölzstreifen als Ersatzbiotop gepflanzt wird, eine Hecke mit heimischen Gehölzen, die in diesem Frühjahr gepflanzt werden soll und die hoffentlich über die Jahre sachgerecht gepflegt wird" - Regine Buyer vom BUND Heidelberg.
Die Mitglieder des Aktionsbündnisses Unterer Neckar hoffen, dass auch an den anderen Dammabschnitten rechtzeitig Ausgleichsquartiere geschaffen werden können - jedenfalls zumindest für einige der
Tiere, deren Lebensraum durch die Dammrodungen beseitigt wird.
Von Tobias Staufenberg, Regionalgeschäftsführer des BUND
2015 - Anlässlich des Aktionstags „Lebendiger Neckar“ kritisiert das Aktionsbündnis den teilweise bedenklichen Zustand des Flusses. Vor allem die Umsetzung einiger Naturschutzverordnungen, aber auch das Verhalten der Menschen in den Schutzgebieten entlang des Neckars sind problematisch.
Der 'Lebendige Neckar', wie er im Juni gefeiert wird, ist teils in akuter Gefahr. Zwischen Heidelberg und Mannheim sind zahlreiche Brennpunkte entstanden, an denen rasches Handeln erforderlich ist.
Naturschutzgebiete werden als Partylocation genutzt und die Vegetation am Neckarkanal und -damm teils vollständig gerodet.
Wir sind derzeit auf dem besten Weg, einen der letzten naturbelassenen Bereiche der Region zu vernichten und Neubürger wie den Biber wieder zu vertreiben.
Ein zentrales Problem ist aus Sicht des Aktions-bündnisses das Freizeitverhalten in bestehenden Naturschutzgebieten. So wird die Ilvesheimer Altneckarschleife im Sommer als Party- und Grillzone genutzt. Dort wurden die Biber durch freilaufende Hunde und nächtliche Partys mittlerweile vertrieben.
Trotz mehrfacher Kritik der Naturschutzorganisationen ist die Gemeinde bisher jedoch untätig. Auch in Edingen-Neckarhausen werden die Kiesbänke im Naturschutzgebiet als Freizeitfläche genutzt.
Ein weiteres Problem sind die teils massiven Rückschnittsmaßnahmen, die im letzten Jahr in Heidelberg und Mannheim aufgrund neuer Regelungen zum Hochwasserschutz am Neckarkanal
und -damm durchgeführt wurden. Die Mitglieder des Aktionsbündnisses sind sich zwar bewusst, dass Hochwasserschutz ein enorm wichtiges Thema ist, fordern allerdings, die Maßnahmen
aufgrund von Einzelfallbetrachtungen und nicht von theoretischen Berechnungen durchzuführen.
Weitere Probleme bestehen in der zunehmenden nächtlichen Fischerei auf Großwelse, die sich mittlerweile zum lukrativen Geschäftsfeld entwickelt hat, und kaum kontrollierbar ist.
Auch die Ausbringung von Pflanzengiften am Mannheimer Neckarufer ist problematisch. Die teilweise kommerziell betriebene Nachtfischerei auf Großwelse am Unteren Neckar
(sogenanntes Catch and Release) verstößt nicht nur gegen bestehende Gesetze, sondern ist ein massiver Störfaktor für dieses sensible Schutzgebiet, in dem viele nachtaktive und
streng geschützte Tiere leben.
Die Probleme sind jedoch allesamt lösbar, wenn alle an einem Strang ziehen.
Heidelberg-Wieblingen: Der massive Rückschnitt auf den Schwemminseln im vergangenen Jahr als Hochwasser-Schutzmaßnahme hat dazu geführt, dass die streng geschützten Biber ihre
Burg verlassen haben. Andere seltene und geschützte Arten sind nicht wieder zurückgekehrt.
Ladenburg: Aus touristischen Gründen und wegen Festaktivitäten wird an langen Flussabschnitten die Ufervegetation trotz einer Gewässerrandstreifen-Verordnung regelmäßig und radikal bis ans Wasser herunter gesenst. Kein Vogel, kein Schmetterling, keine Biene findet mehr Schutz, geschweige denn Nahrung.
Edingen-Neckarhausen: Die Kiesbänke im Naturschutzgebiet werden exzessiv als Partylocation genutzt. Zahlreiche Hundebesitzer lassen ihre Tiere täglich im NSG frei laufen und einige Angler betreiben ihr Hobby ungeachtet der Schutzzonen und -zeiten.
Ilvesheimer Altneckarschleife: Auch hier, an der letzten naturbelassenen Neckarschleife, wurden die Biber durch freilaufende Hunde und nächtliche Partys vertrieben. Ebenso ist der Flussregenpfeifer, das Wappentier des Unteren Neckars, hier verschwunden.
Erfreuliche Entwicklung in Ilvesheim am 17. Juni 2015: Die Zugänge am Südufer und an der Nordweide wurden mit klarer Beschilderung als Naturschutz-gebiete ausgewiesen und mit Betreten-verboten-Schildern gesperrt.
Mannheim: Im Zuge der Neuregelungen im Hochwasserschutz wurde damit begonnen, einen wertvollen Biotopverbund entlang des Neckardammes im Bereich der Maulbeerinsel zu zerstören.
Der Neckarkanal: Aufgrund der neuen Hochwasserschutzrichtlinien soll die gesamte Vegetation auf allen Dämmen entlang des Neckarkanals in den nächsten Jahren vollständig entfernt werden.
Mehr als 500 Bäume würden dieser Maßnahme zum Opfer fallen.
Mannheim: Ungeachtet der Gewässerrandstreifen-Verordnung, in der der Einsatz von Herbiziden an Gewässern strengstens verboten ist, wurde entlang des Neckars ein Pflanzenvernichtungsmittel (Genoxone) gesprüht, das sehr schädlich für Wasserorganismen ist.
Fischerei: Die teilweise kommerziell betriebene Nachtfischerei auf Großwelse am Unteren Neckar verstößt nicht nur gegen bestehende Gesetze, sondern ist ein massiver Störfaktor
für dieses sensible Schutzgebiet, in dem viele nachtaktive und streng geschützte Tiere leben.
Es finden immer wieder Exkursionen von NABU und BUND an den Unteren Neckar statt: Hier eine vogelkundliche NABU-Frühjahrsexkursion im März 2016 mit Karl-Friedrich Raqué.
Besonders der BUND bietet auch Informationsveranstaltungen an. Fragen Sie nach und machen Sie mit.
Sehen Sie auch den Beitrag "Biber in Heidelberg" in der Rubrik Themen und Projekte.
Letzte Aktualisierung: 06.06.2021 (MP)